Titel - Geschichte Breitenfurts

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Kurzbeschreibung
Geschichte
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Tischlerarbeiten
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Die Stukkaturen in der Kirche St. Johann Nepomuk

  Alle Wände der Kirche sind bis zum Gesimskranz, also bis zu einer Höhe von 8 m, mit Stuckmarmor verkleidet. Dabei sind alle tragenden Gebäudeteile wie Pfeiler, Zwischengebälk, Bogen über dem Hochaltar, der Aufbau über dem Hochaltar, alle Nischen- und Fensterrahmen, der Gesimskranz usw. in einem von hellgrauen Adern durchzogenen zarten Rosa gehalten. Die Flächen zwischen diesen tragenden Gebäudeteilen bedeckt ein hellgrauer, geäderter Stuckmarmor. Die beiden Säulen links und rechts des Hochaltares sind dunkelgrüner Stuckmarmor, die Umrahmung der Bilder über den Seitenältären sowie die Altarnische sind imitierter Marmor, und zwar hellgrüner Stuck. Das Hochaltarbild ist in einen schwarzen Rahmen eingespannt.

Stuckarbeit
Stuckarbeit über dem Altarbild

  Die Farben sind alle so dezent, daß man die Buntheit gar nicht gewahr wird, aber auch deshalb, weil diese Buntheit von der reichen Stuckdekoration in Gold unterdrückt wird. Die wichtigsten Stukkaturen in Gold sind die Kapitäle der Pfeiler und Säulen, alle Flächen, die eine Füllung erfordern, der Schmuck um Bilder-, Nischen- und Fensterrahmen, Dekorationsteile über dem Hochaltar, besonders Rahmen um das Flachrelief Johannes des Täufers, und das Monogramm an der Decke über dem Kircheneingang mit den Buchstaben G.W.K. und A.C.K. (die Bauherrn Gregor Wilhelm Kirchner und Anna Christina Kirchner).

Stuckarbeiten
Stuckarbeiten

  Für den nicht bekannten Meister der prächtigen Stuckarbeiten, wozu auch die Herstellung des Kunstmarmors (stucco lustro) gehört, hat Franz Österreicher eine interessante Eintragung in den Laaber Taufmatriken gefunden die auf den Stukkateurmeister Johann Michael Bolla hinweist.

Die Stuckarbeiten im Kaiserzimmer

  Die Stuckarbeiten im Kaiserzimmer sind laut aufgefundener gemalter Inschrift mit 1724 datiert. Anton Camasina, Stukkateur, scheint als Trauzeuge bei einer Hochzeit in den Laaber Pfarrmatriken am 12. November 1724 auf, er wird als im Buchhalterhof wohnhaft bezeichnet.
  Franz Österreicher schreibt über diese Arbeiten:
  "Es ist naheliegend, daß der Aufenthalt des Stukkateurs Camasina mit Stuckarbeiten im Schloß zusammenhing, denn seine Arbeiten konnten nicht in einer heimischen Werkstatt andernorts vorgenommen und nach Breitenfurt transportiert worden sein, wie das zum Beispiel bei Ölgemälden oder Bildhauerarbeiten möglich war. Die Stuckarbeiten mußten im Buchhalterhof selbst an Wänden und Decken verfertigt werden. Dazu kommt noch etwas Besonderes: Im Kaiserzimmer ist die Jahreszahl 1724 in einer Eckabschrägung über den Kamin gemalt und nimmt so auf die Dekoration dieses Raumes Bezug. Dieses Jahr 1724 ist also dasselbe, in dem Anton Camasina - wie oben berichtet - als Trauzeuge fungierte. Es ist daher durchaus naheliegend, die Stukkaturen im Kaiserzimmer Anton Camasiner zuzuschreiben.
  Dazu muß noch gesagt werden, daß diese Jahreszahl 1724 erst im August 1954 entdeckt wurde. Als man bei Malerarbeiten die alten Farbanstriche abschabte, kam diese Jahreszahl wieder zum Vorschein. Leider hat Pfarrer Hartmann - wahrscheinlich in Unkenntnis der Bedeutung - diesen Vorfall in der Pfarrchronik nicht vermerkt. Aber er hat mir diese Jahreszahl gezeigt, und ich habe sie selbst gesehen und auch notiert. Sie wurde damals vom Malermeister Weckerl aus Wien-Rennweg deutlich sichtbar gemacht, d. h. mit Farbe nachgezogen. Auch Malermeister Wyhlidal in Breitenfurt hat sie gelegentlich seiner Arbeiten im Kaiserzimmer 1970 originalgetreu erneuert. Der Zusammenhang zwischen dieser Jahreszahl und Anton Camasina ist mir selbst erst 1971 bei Zusammenstellung der wenigen aus der Baugeschichte des Schlosses bekannten Daten aufgefallen."

  Das Kaiserzimmer ist nur 3 m breit, aber 5,7 m lang und 4,4 m hoch. Es besitzt nur ein Fenster, dessen Nische 3,2 m hoch und 0,4 m tief ist. Ihre Seitenflächen sind mit Stuckarbeiten verziert, deren Vergoldung jedoch schon Schaden genommen hat. Die vier Zimmerwände sind bis zu einer Höhe von 3,60 m glatt, ohne jeden Schmuck, eine gewöhnliche Malerarbeit, die mehrfach erneuert wurde. In der Höhe von 3,6 m jedoch beginnt ein Stuckgesims, daß alle vier Wände entlang läuft und aus zwei verschiedenen Bandornamenten besteht, deren Vergoldung wieder zum Teil beschädigt ist. In allen vier Ecken dieses Gesimses sind Stuckverzierungen angebracht. Die Südwestecke des Zimmers ist wegen des Kamins abgeschrägt. Dort ist die oben erwähnte Jahreszahl 1724 in schwarzer Farbe angebracht. Nach dem Übergang dieser senkrechten Zimmerwände in die waagrechte Zimmerdecke finden sich reiche Stuckarbeiten vor allem in den Mitten der beiden Längs- und Breitseiten, besonders aber in den vier Ecken des Plafonds.
  Das Flachrelief am Plafond hat in seiner größten Ausdehnung 4 m in der Länge und 2 m in der Breite. Es ist gänzlich aus weißem Stuckmaterial hergestellt. Im Mittelpunkt dieses Flachreliefs thront, von vielen Wolken umgeben, die Zeustochter Pallas Athene (Minerva). Sie ist mit wallenden Kleidern angetan, trägt am Kopf einen mit Federn geschmückten Helm und hält in der rechten Hand eine Lanze. Ihr linker Unterarm stützt sich auf einen Schild, der das schlangenumwundene Haupt der Medusa (Gorgo) zeigt, nach der griechischen Sage ein weibliches Ungeheuer, bei deren Anblick der Betrachter versteinert wurde. Lanze und Schild können wohl als Symbole des Krieges gedeutet werden. Pallas Athene war aber nicht nur die Schutzgöttin der Kriegshelden, sondern auch der Wissenschaft und Künste. Die beiden Letzteren werden durch Globus und Buch, Zirkel, Winkelstein und Meßstab symbolisiert. Palles Athene wird von drei kleinen Engeln umgeben, wovon einer keine besondere Bedeutung zu haben scheint, aber ein von rechts und ein von links herbeischwebendes Engelchen bringt je einen Lorbeerkranz der Göttin entgegen. Es liegt nahe, sie als Siegeskränze für erfolgreiche Schlachten gegen die Türken durch Prinz Eugen bzw. die wissenschaftlichen und künstlerischen Erfolge der Barockzeit zu deuten.
  Die Entscheidung über die Frage, ob Anton Camasina neben der ornamentalen Dekoration des Kaiserzinmers auch die Herstellung dieses Flachreliefs zugeschrieben werden darf, müssen Experten noch entscheiden.