Nach der Revolution 1948 wurde der Untertanenverband aufgelöst
und Breitenfurt aus der Grundherrschaft Purkersdorfs entlassen. Nachdem
Breitenfurt jetzt ein eigenständiges Gemeindewesen war, wurde 1850 ein
Gemeindegesetz erlassen und zum ersten Mal ein Bürgermeister und Gemeinderat
gewählt. Georg Siegl war dieser erste Bürgermeister bis zum Jahr 1860.
Die Nähe der aufstrebenden Stadt Wien und ihr Bedarf an
landwirtschaftlichen Produkten und ländlichen Erholungsraum brachte
Breitenfurt eine wirtschaftliche Blütezeit. Auch der wohl berühmteste
Breitenfurter, Georg Sigl, begann in dieser
Zeit in Wien seinen Aufstieg als Industriemagnat. Zahlreiche prominente
Gäste, wie der Dichter Ludwig Anzengruber oder der Apostolische Nuntius
von Wien, Erzbischof Luigi Galimberti kamen mit den Zeiserlwagen der
Wiener Fiaker und sorgen für gut besuchte Gasthöfe.
Das Gasthaus "Roter Stadel"
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Seit etwa 1850 feierten die Fiaker jährlich ihr Schnittlingsfest
"Grünen Baum".
Der bekannteste war der von Franz Stelzer geführte Stelzerhof
(heute Brennerhaus, Stelzerbergstraße 13) woher auch der berühmte von
Anna Stelzer (beborene Weißenberger aus Laab) "Breitenfurter
Michrahmstrudel" stammt.
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Das Gasthaus "Stelzerhof"
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In dieser Zeit bekam auch die "Breitenfurter Straße" ihren
Namen.
Im Jahr 1883 kaufte Mutter Franziska Lechner, die Gründerin
des Ordens der "Gesellschaft der Töchter der göttlichen Liebe" den 1808
von Rosalia Hönig erbaute und 1819 von Anton Tauchner erworbene "Hönigmühle"
genannte Waldmühle und machte aus ihr das Zufluchthaus
St. Josef.
Pfarrer Heinrich Raab, ein rühriger und kulturell aufgeschlossener
Mann, rettete durch umfassende Restaurierungsarbeiten die barocke Pfarrkirche
St. Johann Nepomuk vor dem Verfall und machte
sich auch sonst in vielfältiger Weise um das Breitenfurter Kulturleben
und als Heimatforscher verdient.
Viele Institutionen wurden in den letzten Jahrzehnten des
19. Und Anfang des 20. Jahrhunderts in Breitenfurt gegründet. 1868 wurde
erstmals ein Postamt errichtet und 1897 ein Telegraphenamt angeschlossen.
Im Jahr 1892 wurde der erste Gendermarieposten eröffnet und 1894 die
Schule ausgebaut. Die Raiffeisenkasse wurde 1897, der Gesangsverein
1898, ein Musikverein 1900 und die Freiwillige Feuerwehr 1902 gegründet.
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