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Das Schloß,
daß einst in Breitenfurt stand
Nachdem Christoph von Rosenberger, der Besitzer des Gutes
"Rosenberghof" (später "Stelzergasthauses", heute Stelzerbergstraße
13) gestorben war heiratete seine Witwe Anna Christina 1703 Gregor-Wilhelm
Kirchner. Kirchner ließ in den Jahren 1714-1732 das Breitenfurter Schloß
erbauen und am 6. September 1732 wurde die Schloßkapelle
eingeweiht.
Die Länge des Schlosses betrug 222 Meter und sowohl der
Haupt- wie auch der Seitentrakt trugen ein Stockwerk.
Der 1978 aufgefundene Schloßgrundriß
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Rekonstruktion des Schlosses
nach den aufgefundenen Plänen und den Beschreibungen
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Der Haupttrakt hatte in der Mitte einen kuppelgekrönten Rundbau, der
die Durchfahrt und zwei Seitentüren und im ersten Stock einen prachtvollen
Speisesaal mit einer hohen Tür und zwei großen Rundfenstern enthielt,
dem ein auf Säulen ruhender Balkon vorgelegt war. An diesen Bau schloß
sich links unter einem Winkel von 150° eine Flucht von fünf Fenster
Breite, die mit der aus der Front etwas vorspringenden Kapelle abschloß.
Von da sprang die Front um die ganze Tiefe der Kapelle zurück und setzte
sich abermals in der Breite von fünf Fenstern fort, um in einem der
Kapelle ähnlichen Stockwerk zu enden, das eine Gloriette trug. Auf der
rechten Seite war die Hauptfront ganz symmetrisch durchgeführt. Der
Kapelle entsprechend war hier der Festsaal von kaiserlicher Pracht,
in welchem die Donnersche Kaisergruppe stand. Die Hauptfront war mit
ionischen Pilastern, Gesimsen und Fensterdekorationen reich verziert,
alle Fenster im Erdgeschoß mit schönen Korbgittern geschützt. Der Seitenflügel
der Straße entlang war ohne besondere Gliederung und architektonischen
Schmuck. Dem Haupttor gegenüber befand sich die Traiterie und Schloßmeierei.
Der dazugehörige Garten ist mit wunderschönen Kaskaden geschmückt.
Kirchner stiftete das Schloß testamentarisch als Versorgungshaus
und Spital für die arme Bevölkerung.
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Der Stiftungsbrief aus dem
Jahr 1737
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Erst nach dem Tod Kirchners 1735 wurde der nördliche Trakt auf Auftrag
Kaiser Karls VI. erbaut und beherbergte die männlichen Insassen des
Spitals und vermutlich die Spitalsschule unter Schulmeister Fidler.
Eine Kommission unter Verwalter Kumer war für die Verwaltung zuständig.
1786 erhielt die Stiftung einen Stiftungsbrief von Kaiser
Josef II., aber das Spital war zu diesem Zeitpunkt nach ungefähr 50
Jahren im Jahr 1785 von ihm auflassen worden. Er ließ es versteigern
und am 1. Oktober 1786 kaufte Franz Stelzer, der ehemalige Küchenchef
des Schlosses, das Wirtschaftsgebäude und 14 3/8 Tagwerk Grund. Vom
Rest des Schlosses wurden bald danach Tapeten, Gemälde, Möbel und sonstige
Einrichtungsgegenstände versteigert. Im Oktober 1789 kaufte der Bäckermeister
Johann Andre Maria aus Wien Schottenfeld das Objekt. Er kümmerte sich
aber kaum darum und verkaufte es 1797 an Franz Trumauer. Der ließ den
Mittelteil abreißen und verwendete den Nordteil als Privatwohnung und
Hauptgebäude eines Landwirtschaftsbetriebes. Die Kirche blieb als Eigentum
der Pfarre Breitenfurt bis heute erhalten.
Das Gutsgebäude wechselte in den nächsten 100 Jahren siebzehnmal
den Besitzer. Im Laufe dieser Zeit wurde ein Quertrakt als Scheue errichtet,
welcher aber am 20. Oktober 1866 bei einem Brand vernichtet wurde. Am
14. November 1866 brannte das Haupthaus selbst. 1868 wurde das erste
Breitenfurter Postamt im späteren Augustineum untergebracht.
Um 1900 pachtete Eugen Kumpfy den nördlichen Trakt und machte
das "Schloßrestaurant" daraus. Er ließ einen großen Speisesaal errichten,
der später für Theateraufführungen genutzt wurde.
Während des 1. Weltkrieges war dort ein Erholungsheim für
unterernährte Kinder aus Wien untergebracht. Dann erwarb es die Erzdiözese
Wien mit finanzieller Hilfe von Kardinal Piffl und führte dort ein Exerzitienhaus.
Zum Dank für seine Unterstützung wurde der Schloßplatz in Kardinal Piffl
Platz umbenannt. Schließlich erwarb es die Kongregation der Töchter
der Göttlichen Liebe und macht aus dem Gebäude das Kloster
Augustineum. Zeitweise waren dort Kindergarten und Schulküche untergebracht.
In der Nazizeit wurde es beschlagnahmt und zum Parteiheim
der NSDAP. Zwischen 1938 und 1940 war dort die Volksschule, danach eine
Kaserne der Deutschen Wehrmacht für Bewachungsmannschaften der Kriegsgefangenen
untergebracht. 1945 brannte das Brennerhaus erneut und das Augustineum
wurde von den Russischen Besatzungssoldaten als Unterkunft benutzt.
Die zweite Republik gab das Gebäude an die Schwesternschaft
zurück und diese verkaufte es 1973 an die Schulbrüder.
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