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Das älteste
feste Haus Breitenfurts
Das heutige Gasthaus "Wiesenwirt" (An der Breiten Furt
Nr. 7) ist wohl vielen Breitenfurtern ein Begriff. Es ist das älteste
Steinhaus Breitenfurts, denn alle anderen Behausungen waren früher aus
Holz gebaut, nur Herde und Rauchfänge waren gemauert.
Die Geschichte des Hauses beginnt in den ersten Jahren des
17. Jahrhunderts. Der Laaber Förster Lienhardt Hochleutner führte Ende
des 16. Jahrhunderts die Aufsicht über die Schlägerungen im Gebiet des
Großamtes Reichliesing. Als Alterssitz erbaute er sich ein Steinhaus
"im Praitenfurth, genannt Engelmanßsteig". Dazu erbat er sich von Kaiser
Ferdinand II. (1619-1637) in einer Bittschrift das "Tafern- und Schankrecht"
sowie einige Tagwerk Wiesen und den Grund zu einem Küchengarten und
suchte um Steuerbefreiung an. Der Kaiser verlieh seinem Förster dieses
"Tafern- und Schankrecht" in einem Schreiben, welches das Datum 2. Jänner
1623 (Regensburg) trägt und damit eindeutig den Bestand des Hauses zu
dieser Zeit urkundlich bestätigt. Die Steuerbefreiung wurde Hochleutner
zunächst nicht gewährt. Nach weiteren Schriftwechsel muß diese Befreiung
aber zugestanden worden sein, da der Besitz später als "Freihof" bezeichnet
wurde.
Hochleutner dürfte sich in der Folge in Geldnot befunden
haben, denn er borgte sich vom Raithrat und Nö Kammerbuchhalter Hans
Hochzeller Geld, welches er nicht zurückzahlen konnte. Darum ging das
Haus am Engelmanßsteig in Breitenfurt bald an diesen Hans Hochzeller
über. Dieser richtete nun im Jahre 1626 eine Bittschrift an den Kaiser,
er möge ihm "zu obgemelten Höfl und Mißmathen auß dem zuneggst oben
gelegenen Gehülz, im Festen Berg genannt" 40 bis 50 Joch Wald zum Zwecke
der Brennholzversorgung schenken. Daraus geht eindeutig hervor, daß
die Gastwirtschaft am Fuß des Festenberges gelegen war.
Nach Hochzeller erwarb Christof Graf Abele von Lilienberg,
der Inhaber der Grundherrschaft Laab, das Haus. Abele "inkorporierte"
seinen Besitz in Breitenfurt der Laaber Grundherrschaft.
Nach seinem Tod im Jahr 1685 war seine Gattin Maria Klara
Universalerbin und damit auch Eigentümerin des Wiesenwirtshauses in
den Jahren 1685 bis 1694. Durch ihre zweite Ehe wurde sie eine Gräfin
Salburg und verkaufte ihr Anwesen "samt dem inkorporierten Freihof zu
Breitenfurt" 1694 an den Hofkammerpräsidenten Seyfried Christoph Graf
Breuner, der bis 1698 dessen Besitzer blieb.
Mit einem mit dem 17. März 1698 datierten Kaufbrief ging
der Freihof an den Hofkammerrat Franz Josef von Krapf, der ihn seinerseits
1711 an die Familie Schmerling veräußerte.
Im Jahre 1769 erwarb der Deutsche Orden unter Landkomtur
Karl Graf Coloredo den Besitz und blieb bis 1938 dessen Eigentümer.
Sehr wahrscheinlich war der Freihof bis 1850, dem Jahr der
Abschaffung der Grundherrschaft, eine Laaber Enklave inmitten des sonst
dem Nö. Waldamt Purkersdorf zugehörigen Herrschaftsbereiches. Die alten
Matrikenbücher der Pfarre Breitenfurt weisen die Bewohner des Wiesenwirtshauses
immer als "Herrschaft Laabersche Untertanen" aus.
Nach der Enteignung des Deutschen Ordens 1938 erwar der
damalige Pächter des Wiesenwirtshauses Josef Lausenhammer den Besitz
1940 von der "Deutschen Ansiedlungsgesellschaft". Im hohen Alter übergab
er die Gast- und Landwirtschaft an seinen Sohn Karl, der das Wiesenwirtshaus
bis zu seinem Tod führte.
Das Wiesenwirtshaus und älteste
Haus Breitenfurts
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Abschließend sei noch erwähnt, daß dieses traditionsreiche
Haus im Verlauf seiner schon bald 400-jährigen Geschichte den Türkensturm
1683, den Siebenjährigen Krieg, die Franzosenzeit 1805 und 1809, die
Einquartierung der verbündeten Sachsen 1866, den 1. und 2. Weltkrieges
und die russische Besatzungszeit überstanden hat. Im Laufe seiner Geschichte
ist es mehrfach durch Brand beschädigt worden.
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