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Der
Literat Johann Stelzer (1887-1960)
Johann Stelzers Werk umfaßt kleinere Erzählungen
und Lyrik. Der Wert seiner Gedichte liegt vor allem in der Bewahrung
volkskundlicher und lokalhistorischer Details. Er kannte Sitte und Brauchtum,
Typen und Originale und Begebenheiten aus seiner Zeit, in der das Bauernleben
in Breitenfurt noch nicht von der Großstadt beeinflußt war. Die Breitenfurter
nannten ihn "Stelzer Schanl", er selbst bezeichnete sich in seinen Werken
oft als "Bauernhansl" oder "der Hons vom Bauern".
Der Heimatdichter Stelzer wurde als vorletztes von neun
Kindern in Breitenfurt Nr. 36 (heute Stelzerbergstraße 2) geboren. Ein
Bruder seines Vaters war der berühmte Milrahmstrudelwirt Franz Stelzer.
Nach dem Besuch der Volksschule seines Heimatdorfes arbeitete "Schanl"
in der elterlichen Landwirtschaft. Damals schuf er seine ersten Gedichte.
Auch als Soldat im 1. Weltkrieg konnte er das Reimen nicht lassen. Glücklich
heimgekehrt heiratete er und lebte in Eichgraben und Raisenmarkt. Nach
dem frühen Tod seiner Frau verehelichte er sich ein zweites Mal und
verdiente den Unterhalt für seine Familie mühsam in der Rodauner Waldmühle.
Nach einer Periode der Arbeitslosigkeit fand er in den Gärtnereien der
Stadt Wien eine Anstellung. Während des 2. Weltkrieges wurde seine Wiener
Wohnung von Bomben zerstört. Er verlor zwei Söhne, mußte mit 57 Jahren
nochmals einrücken und geriet in Gefangenschaft. Nach der Heimkehr nahm
er seine Arbeit wieder auf und trat 1953 in den Ruhestand. Immer wieder
kam er aus Wien nach Breitenfurt, um seine geliebte Heimat, den "Woldbauerngrund",
wiederzusehen. Er starb 1960 und ruht auf dem Breitenfurter Friedhof.
In den Mundartgedichten "Durch'n Woldbauergrund" schildert
er vor allem urwüchsige Waldbauerntypen. Die Gedichtsammlung "Im Gewehrfeuer"
enthält nicht Kriegsgedichte im herkömmlichen Sinn, sondern Verse, deren
Tenor wieder die Liebe zu seiner Heimat, zu Frieden und Menschlichkeit
ist. Die seit 1818 entstandene Lyrik ist reifer, abgeklärter und spiegelt
seine innere Entwicklung wieder.
Die folgenden Gedichte sind Beispiele für
Stelzers Werdegang als Dichter und charakterisieren seine verschiedenen
Schaffensperioden.
Da olte Orbeiter
Bin ausgnutzt
und ausplogt
wia moncher onder'!
Follst zur Lost,
wonnst nix host.
Drum geh in Gotts Nom'
und wonder'!
Mein Paradies
Der Ort,
wo ich geboren bin,
schenkt mir Geborgenheit,
den liebe ich mit Herz und Sinn
all' meine Lebenszeit
Lieg' ich einmal im Sterbegewand,
so spreche ich gewiß:
Du, Breitenfurt, mein Heimatland,
du warst mein Pardies!
Und
deckt mich längst der Rasen zu,
schlaf ich in kühler Erd',
sing' ich noch aus der Grabesruh',
so daß es jeder hört:
Beschütze, Gott, mit Deiner Hand
den Ort, den ich verließ!
Du, Breitenfurt, mein Heimatland,
du warst mein Paradies!
Dieses Gedicht wurde von Lehrer Heribert Bachinger
vertot und gilt als "Breitenfurter Heimatlied"
Da schlafrige Knecht
Da Lippi-Veder
hot an Knecht,
den wos da zehnte Bau' net möcht;
net, daß i sog, er is recht fäu(l),
er hot an brauch, er schloft ollwei(l).
Da erste is er drin im Bett,
und in da Fruah - es is a G'frett -
wird er net munter, bis da Herr
eahm trummelt übern Schädel her.
Amol
- es wor zur Weihnochtszeit -
in d' Kirchn hehngan Deanstbotnleut,
a jeda mit'n neuchn Feitagwond,
weil's Brauch is so im Woldbau'nlond.
In d' Mettn geht da Holterbua,
da Großknecht, d' Jungknecht in da Fruah,
in d' Hirtnmess' fe Dirn vom Stoll,
ins Hochomt' d' Herrnleut ollemol.
Vom
Lipper-Veder muaß da Knecht
in d' Mettn geh; er schimpft net schlecht:
"De gonze Nocht so ohne Bett,
des is a malefizisch' Gfrett",
setzt si in d'letzte Kirchenbonk,
und brummt und murrt. Do' gor net long,
so schloft er wieder guat und fest,
als wonn er war daham holt gwest.
DE
Geign stimman s', gsunga wird,
de Klopfner-res singt s' Krippnliad,
da Lehrer orgelt, wos er kon,
den Blosbolg ziagt a junger Monn,
da Bocher-Sepp, der spielt d' Posaun,
da Wogner-Nat den Bombardaun,
de Boßgeign schreicht in Lenz sei Bua,
und d' Paukn schlogt da Hias sazua.
Und
wia's zan Segn stimmen on
- da Hias trummelt, wos er konn -
da gibt's herunt in Knecht an Riß;
er glaubt, daß des da Bauer ist,
und schreit im Schlof daschrockn auf:
"Ui, Bauer, hör vom Trummeln auf!
Mein Kopf, mein Kopf! Loß's Trummeln steh,
i bin scho munter, loß mi geh!"
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